Über den Dreh an Originalschauplätzen
von Produzent M. Walid Nakschbandi
Deutschland im Herbst 1918 – eine Zeit, die filmisch abzubilden, 100 Jahre danach eine besondere Herausforderung für mich als Produzent des Dokudramas „Kaisersturz“ bedeutete. Gelingt es, mit einem historisch elaborierten Drehbuch zu zeigen, wie es war, und nicht, was nach unserer Vorstellung gewesen sein könnte? Kommen wir den Personen und Charakteren nah genug, ohne sie zu glorifizieren? Welcher Schauspieler kann welche Figur am glaubwürdigsten verkörpern? Schaffen wir es, ein authentisches Bild der Kaiserzeit zu zeichnen? Und: Wie gelingt es, Atmosphäre und Wahrhaftigkeit durch Ausstattung, Kostüm, Licht und vor allem Drehorte zu schaffen?
Am Anfang jeder Produktion stehen die drei wichtigsten Fragen: Drehbuchautor, Besetzung und Drehorte? Das Drehbuch war hervorragend. Mit Sylvester Groth und Sunnyi Melles konnten wir zu meiner besonderen Freude ein überzeugendes Kaiserpaar besetzen. Was die Drehorte betraf, war die Sache vor Drehbeginn im September 2017 komplizierter. Seit Jahrzehnten hatte es im Neuen Palais in Potsdam, der Sommerresidenz des letzten Kaisers, keine szenischen Dreharbeiten mehr gegeben. Die musealen Räume sind zwar teilweise für Besucher geöffnet, an eine Dreherlaubnis für unser aufwendiges und anspruchsvolles Projekt war aber zunächst nicht zu denken.
Es hat viel Überzeugungsarbeit und auch mancher Zugeständnisse bedurft, bis es uns möglich war, mit unserem Filmteam in die Originalräume des letzten deutschen Kaiserpaares zu kommen. Zu Dank verpflichtet sind wir hier der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und ganz besonders Dr. Samuel Wittwer.
Der Dreh im prachtvollen Grottensaal des Neuen Palais erforderte besondere Vorsichtsmaßnahmen. Die Produktion durfte nicht, wie sonst üblich, Mobiliar in die Räume einbringen. Jedes Stück, das für die Ausstattung nötig war, mussten wir zuvor so präparieren und behandeln lassen, dass keine Milben, Motten oder anderes in die Räumlichkeiten gelangen konnten. Auch die Dreharbeiten ohne direktes Licht – Scheinwerfer durften nur unter großem Aufwand im Außenbereich des Schlosses aufgestellt werden – waren für unsere Techniker eine große Herausforderung.
Ich finde, dass sich alle Mühen gelohnt haben.