Aminata Touré, Politikerin der Grünen, im Interview mit Jakob Augstein
Non-Fiction

Die deutsche Identitätssuche

Deutschland 2021, kurz vor der Bundestagswahl: Es wird leidenschaftlich über Identitäten, strukturellen Rassismus, Queerness, Feminismus und Cancel Culture diskutiert. Kritiker befürchten eine Ausweitung von Tabuzonen und sehen die freie Gesprächskultur in Gefahr. Was darf man noch sagen? Wer darf was sagen, und wer legt das fest? Wie ist es um die Meinungsfreiheit bestellt? Der Journalist Jakob Augstein begibt sich in der 3satKulturdoku "Die deutsche Identitätssuche auf eine Erkundungsreise.

In emotional geführten Debatten lösen Äußerungen nicht selten Wellen der Empörung aus. Menschen mit Migrationshintergrund, Schwarze, Frauen und Queere kritisieren hingegen - oft mit Blick auf die eigene Lebensrealität – mangelnde Teilhabe, Ausgrenzung, Diskriminierungen und Bedrohungen. Andere monieren, dass in der Debatte verwendete Begriffe wie "alter weißer Mann" oder "weiße Privilegien" ihrerseits ausgrenzend und diskriminierend wirkten. Während in den 2000er-Jahren vor allem Fragen nach einer "Leitkultur" diskutiert wurden, melden sich nun minorisierte Gruppen häufiger selbst zu Wort, um auf Erfahrungen und strukturelle Schräglagen aufmerksam zu machen. Ein Begriff erhitzt die Gemüter: "Identitätspolitik".

Findet gerade ein Identitätswandel statt? Und damit eine Suche nach einem neuen kulturellen Selbstverständnis? Misst sich die Stärke einer Gesellschaft daran, wie viel Meinungsverschiedenheit sie aushält? Sind neue Spielregeln für den Diskurs vonnöten? Geht es in Wirklichkeit um einen Generationenkonflikt? Und: Was sagt das alles über die gegenwärtige Bundesrepublik - und ihre Zukunft aus?

Um Antworten auf diese Fragen zu finden, begibt sich der Verleger und Journalist Jakob Augstein auf eine filmessayistische Reise durch Deutschland. Er trifft Menschen, die in der Debatte zentrale Rollen einnehmen und dieses Land mitgestalten. Dabei will er auch erfahren, warum die Identitätsdebatte gerade jetzt so leidenschaftlich geführt wird. Zu Wort kommen Gesine Schwan, SPD-Politikerin und Vorsitzende der SPD-Grundwertekommission, die Grünen-Politikerin und Vizepräsidentin des Landtags von Schleswig-Holstein Aminata Touré, der Münchner Journalist Malcolm Ohanwe, der Politologe Wolfgang Merkel sowie die Autorin, Unternehmerin und CDU-Mitglied Diana Kinnert.

Der Film von Jakob Augstein und Paul Wiederhold geht der Frage nach, ob die zum Teil unversöhnlich geführte Debatte droht, zu einer fragmentierten Gesellschaft zu führen, in der sich lautstark formulierte Partikularinteressen durchsetzen - oder ob sich die deutsche Gesellschaft auf dem Weg zu einer neuen Identität befindet.

  • Ein Film von: Jakob Augstein, Paul Wiederhold
  • Ton: Oliver Lumpe, Simon Hückstadt
  • Kamera: Steph Ketelhut
  • Montage: Christian Tomes
  • Grafik: Konstantin Gramalla
  • Produzentin: Johanna Behre
  • Redaktionelle Mitarbeit: Karin Hagemann
  • Produktionsleitung: Brian A. Moser
  • Produktionsleitung 3sat/ZDF: Jörg Schmidt
  • Redaktion 3sat/ZDF: Bettina von Pfeil, Cornelia Rettig